Stellenanzeige besagt, dass Deutschkenntnisse nicht erforderlich sind.
Eine aktuelle Analyse zeigt, dass nur 2,7 % der Stellenanzeigen in Deutschland ausdrücklich auf Deutschkenntnisse verzichten. Im europäischen Vergleich liegt Deutschland damit im unteren Bereich. Nur in Irland ist der Anteil noch geringer.
Berufsgruppen und Sprachflexibilität
Besonders in den Bereichen Reinigungsdienste (14,5 %), Lebensmittel & Gastronomie (8,2 %) sowie Beauty- und Wellness (7,0 %) wird häufig auf Deutschkenntnisse verzichtet. Diese Flexibilität könnte helfen, den Fachkräftemangel zu lindern und die Integration von Migrant*innen zu erleichtern.
Potenzial für den Arbeitsmarkt
Menschen mit Migrationshintergrund sind ein wichtiger Teil des deutschen Arbeitsmarktes. 2023 machten sie rund ein Fünftel der Erwerbstätigen aus. Flexibilität bei den Sprachanforderungen könnte den Kreis der potenziellen Arbeitnehmer*innen erweitern und neue Jobmöglichkeiten für Menschen ohne Deutschkenntnisse schaffen.
Politische und unternehmerische Maßnahmen
Einige politische Akteure fordern bereits, Englisch als zweite Verwaltungssprache einzuführen. Unternehmen könnten ebenfalls profitieren, indem sie Englisch als zweite Unternehmenssprache etablieren und gezielte Maßnahmen wie Deutschkurse anbieten.
Marktsignale und Hochlohnsektor
Der Hinweis auf den Verzicht von Deutschkenntnissen signalisiert Offenheit für Personen mit Migrationshintergrund und neu ankommende Menschen. Im Hochlohnsektor setzen Firmen jedoch oft auf andere Signale, wie das Sponsern von Visa oder die Kostenübernahme eines internationalen Umzugs. Stellenanzeigen ohne Deutschkenntnisse richten sich eher an bereits im Land befindliche nicht-deutschsprachige Menschen, während im Hochlohnsegment der Fokus auf internationalem Recruiting liegt.
Variation innerhalb der Berufsgruppen
Innerhalb der Berufsgruppen variiert die Flexibilität bei Deutschkenntnissen stark. Im Beauty- und Wellnessbereich wird bei Jobs im Nagelstudio häufig (29,7 %) auf Deutschkenntnisse verzichtet. In der Gastronomie sind Küchenhilfen (12,3 %), Köche (9,7 %) und Kellner*innen (7,3 %) besonders gefragt. Im Bereich der Reinigungsdienste liegt der Anteil der sprachflexiblen Anzeigen bei 14,4 %, mit den höchsten Raten in der Unterhaltsreinigung und bei Zimmerreinigungskräften (rund 29 %).
Fazit
Deutschland hat noch Potenzial, seinen Arbeitsmarkt für Nicht-Deutschsprachige zu öffnen. Dies könnte nicht nur zur Fachkräftesicherung beitragen, sondern auch die Integration von Migrant*innen fördern.
Methodik
Die Analyse basiert auf Daten von Indeed, die seit 2022 erheben, ob Deutschkenntnisse für eine Stelle erforderlich sind. Betrachtet wurden die Daten von September 2023 bis August 2024.
Quelle: hiringlab: Link